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Marco Russo

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Als Marco Russo und seine Freunde einen Namen für ihre Band suchten, sollte darin das Kürzel „OF“ vorkommen, für Offenbach. Das war die einzige Vorgabe, die die Musiker dem Bandnamengenerator aus dem Internet machten, denn, so unmissverständlich sagt Russo das: „Wir alle lieben Offenbach.“ Gleich der zweite Vorschlag des Generators gefiel ihm und den anderen. „Baby of Control“. Unauffällig drückt sich da das OF zwischen zwei Zufälle und hat es so bis nach Berlin geschafft. Aber der Reihe nach. Marco Russo ist als Sohn eines Italieners und einer Deutschen 1984 in Offenbach geboren und nie länger weggewesen. „Es ist einfach nicht notwendig“, sagt er. In Offenbach gebe es alles, das Schöne und das Hässliche, und die ganzen Spannungen dazwischen. „Ich kann mir nicht vorstellen, in München zu leben und dort kreativ zu sein“, sagt Russo. So wie er wohnen auch viele seiner Schulfreunde noch immer in Offenbach – als sei es zwar schwer, von der Stadt loszukommen, diese Tatsache aber auch nicht weiter störend. Russo studiert Film an der Hochschule für Gestaltung, sein Geld verdient er mit sozialen Projekten und als Filmemacher.

Bei „Baby of Control“ ist er ein Tintenfisch oder ein Irgendwas mit silbern besprühten Schwimmringen.

Alle Bandmitglieder treten als Kunstfiguren auf. Zuerst spielten sie vor allem in Offenbach und Umgebung. „Das ist jedes Mal ein riesiges Spektakel. Acht, zehn verkleidete Leute auf der Bühne und das Publikum hat Herzchen in den Augen“, sagt Russo. Irgendwann wurde der Filmemacher Rosa von Praunheim auf das Projekt aufmerksam. „Baby of Control“ traten erst in dem Film Praunheim Memoires auf und dann live auf der Berliner Volksbühne. 
Dass es Offenbach Kreativen prinzipiell einfach macht, glaubt Russo aber nicht. „Wenn man ganz sensibel ist, kann die Stadt schwierig sein, so schroff und hart, wie sie manchmal ist.“
Russos Vater kam mit der Welle der Gastarbeiter nach Offenbach, arbeitete erst in einer Großbäckerei, im Hinterkopf immer den Gedanken: Irgendwann gehts zurück. Die Familie hielt ihn mehr davon ab als die Stadt. Inzwischen hat Russos Vater seine eigene Pizzabäckerei. Für das Handwerk interessierte sich der Sohn nie besonders, er hat vom Offenbacher „Multikulti“ jedoch immer profitiert. Während sein großer Bruder sich für Boxen und Fußball interessierte, hat Russo gerne gezeichnet, gesungen und Theater gespielt. „Ich habe einfach immer mein Ding gemacht.“ Vielleicht ist das einfacher, wenn um einen herum sowieso jeder ein bisschen anders ist als der nächste.


Denise Peikert, Journalistin
Photos: Jessica Schäfer, 2016

Diese tollen Texte und wunderbaren Bilder sind im Rahmen der Making Heimat (Link: http://www.makingheimat.de/) Ausstellung entstanden. Unser Dank gilt dem DAM Deutschen Architektur Museum.