Familie Popescu

Familie Popescu

Wie habt ihr euch kennengelernt, Svetlana und Dimitru Popescu aus Chisinau, Moldawien? „An einem Montagabend“, erinnert sich Svetlana. Sie gingen essen an diesem Abend, mit Freunden, und danach holte Dimitru Svetlana jeden Tag von der Arbeit ab, bis sie ja sagte: ja. Zwei Wochen nach besagtem Montagabend stellte er sich ihren Eltern vor, ein Jahr danach heirateten sie, im Jahr darauf kam Alexandru zur Welt, sechs Jahre später dann Loredana.

„Wir sind eine starke Familie“,

bekräftigt Svetlana am Tisch der Familie in Offenbach, tausendfünfhundert Kilometer von Chisinau entfernt. Dort verdiente Swetlana, studierte Ingenieurin, zweihundert Euro im Monat. Selbst in Moldawien reichte das nicht zum Leben. Die Eltern haben es in der Sowjetunion zu einem kleinen Wohlstand gebracht, wohnen in einem eigenen Haus auf dem Land. Doch für die neue Generation blieb nichts mehr in einem aufgepeitschten Land. „Wir wollten besser leben“, so Svetlana. Dimitru ging Lastwagenfahren, erst in Spanien, dann in Italien, seit 2014 in Offenbach. Die Familie kam vor ein paar Monaten nach. Ihren Eltern erzählte Svetlana von den Plänen erst wenige Stunden vor der Abreise. „Gott segne euch“, sagten die Eltern und hatten Angst. In Offenbach wohnen die Popescus in einer Dreizimmerwohnung im Stadtteil Lauterborn, und sind froh. Sie müssen sich keine zwei Zimmer zu viert teilen, sie leben von Dimitrus Gehalt. Um zwei Uhr nachts steht er auf, sechs Tage die Woche, und fährt in einem großen Kreis um die Stadt herum Supermärkte an. Um fünf Uhr am Abend kommt er heim. Svetlana hat dann für alle gekocht, Lasagne oder Braten, und um sieben Uhr muss sich Dimitru schlafen legen. Im Wohnzimmer auf der Couch, die beiden Kinder haben je ein eigenes Zimmer. „Wir haben schon Heimweh und vermissen unsere Freunde“, bemerkt er. „Es ist hier viel besser für die Kinder“, entgegnet Svetlana. Alexandru, er ist jetzt siebzehn, hat schon eine Eins in Mathematik bekommen. Loredana, elf Jahre alt, hat in der Nachbarschaft Freunde gefunden und mag den Deutschunterricht in ihrer Intensivklasse. „Wir bleiben mindestens, bis die Kinder einen Abschluss haben“, so Svetlana. Die beiden können überall in Europa etwas anfangen mit dem deutschen Schulabschluss, glaubt Svetlana, hofft sie. Sie selbst lernt Deutsch, jeden Tag. In drei Jahren, spätestens, will sie eine Arbeit haben, die ihrer Qualifikation entspricht. Dann kann auch Dimitru Deutsch lernen, damit er, studierter Betriebswirt, irgendwann nicht mehr Lastwagenfahren muss. „Wir investieren in die Kinder, so viel wir können“, sagt er. „Das alles bringt uns näher zusammen“, sagt Svetlana.


Denise Peikert, Journalistin
Photos: Jessica Schäfer, 2016

Diese tollen Texte und wunderbaren Bilder sind im Rahmen der Making Heimat (Link: http://www.makingheimat.de/) Ausstellung entstanden. Unser Dank gilt dem DAM Deutschen Architektur Museum.