320 Jahre Tradition

Traditionell, orthodox, konservativ – jüdischer Glauben in Offenbach kann auf 320 Jahre Geschichte zurückblicken: zwar nicht mehr in der ursprünglichen Heimstätte, aber dafür mit einer starken Gemeinschaft und Mitgliedern jeden Alters.

Wie würdet ihr euch selbst beschreiben?

Wir sind eine traditionell-orthodoxe-konservative Jüdische Gemeinde, die vor mehr als 300 Jahren in Offenbach entstanden ist. Die Gemeinde besteht aus ca. 800 Mitgliedern aus aller Herren Länder, jedoch mehrheitlich aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern.

Was ist eure Lebensgeschichte in wenigen Sätzen? 

o    Erstmals werden Juden in Offenbach in Aufzeichnungen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde vielen Juden, die im Zuge des Aufstiegs Offenbachs zur Industriestadt zuzogen, die Aufnahme durch die liberale Haltung der Isenburger gewährt. Ende des 17. Jahrhunderts kamen weitere Juden zum Leben und Arbeiten nach Offenbach. Nachdem 1706 besondere Gemeindestatuten erschaffen worden waren, entstand ein Jahr später eine selbstständige jüdische Gemeinde in Offenbach. Durch das großherzogliche Gesetz vom 2. August 1848 erhielten die hessischen Juden volle bürgerliche Gleichberechtigung. Ab dieser Zeit waren Juden maßgeblich an der industriellen Entwicklung der Stadt beteiligt: Hier sind die Lederwarenindustrie, Parfümerie, Seifenausstattung, Drucker mit hebräischen Lettern, Bankiers, Lichtfabriken, Wechselgeschäft und Kaufhäuser zu nennen.

o    Anfang des 19. Jahrhunderts siedelten sich viele Juden nach der Flucht aus Osteuropa in Offenbach an. Da das jüdische Leben in Osteuropa noch wesentlich länger als im Westen traditionell verlief, stellten die so genannten „Ostjuden“ eine erhebliche Anzahl von Personen, die zur Ausübung des jüdischen religiösen Dienstes in Deutschland benötigt wurden. 1910 lebten 1131 vornehmlich russische Juden in Offenbach.

o    Die Synagoge, 1916 erbaut, wurde während der Novemberpogrome 1938 verwüstet und später als Kinosaal benutzt (heutiges Capitol). Im Jahre 1939 lebten noch etwa 550 Juden in Offenbach.

o    Nach 1945 bildete sich wieder eine kleine jüdische Gemeinde. Am 20. Juli 1945 fand die Neugründung der Gemeinde mit insgesamt nur zwölf Mitgliedern statt. Bis 1948 wuchs die Anzahl der Mitglieder auf 86 Gläubige. Ab 1957 stieg die Zahl stetig an und 1986 war die Gemeinde die mitgliederstärkste im Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen. Die neue Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum liegen heute gegenüber der ehemaligen Synagoge und wurden am 2. September 1956 durch den damaligen Vorsitzenden Max Willner eingeweiht.

o    Das religiöse Leben wurde durch die Bestellung von Mendel Gurewitz aus New York 1998 zum ersten Offenbacher Gemeinderabbiner nach dem Krieg, nachhaltig gestärkt. Der Kindergarten, der in den 1950er Jahren erbaut wurde, ist heute der einzige jüdische Kindergarten im Landesverband.

Was bedeutet Heimat für euch und welchen Gegenstand verbindet ihr mit Heimat und warum?

Heimat ist dort wo das Herz und die Familie ist. Die Thora verbinden wir mit Heimat, weil diese unsere gesamte Geschichte enthält und unser Leben in gewisser Weise mehr oder weniger steuert und die Klagemauer als das einzige Heiligtum der Juden in der Welt.

Was beschäftigt euch aktuell?

Das Gemeindeleben weiterhin erfolgreich zu gestalten und eine Heimstatt für unsere Mitglieder zu sein.


Jüdische Gemeinde Offenbach
Kaiserstraße 109
63065 Offenbach

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