Der Hafen und sein Garten

Der Hafen und sein Garten

Ein Hafen, ein blühender Garten und ein blauer »Riese« der scheinbar schläft. Was zunächst ein wenig märchenhaft klingt, bekommt Gestalt, wenn man das Hafenareal in Offenbach betritt. Da wo früher die Betonfabrik Sehring AG einen Sitz unterhielt und sich unlängst noch eine karge, wüstenartige Fläche erstreckte, blüht jetzt wie eine Fata Morgana der Hafengarten: ein grünes Stück urbane Kultur, vor allem eine ganz besondere Begegnungsstätte.  Zu Füßen des blauen Krans wachsen seit diesem Frühling unter den Händen vieler Gärtner Tomaten, Zucchini und Beeren, duften Blumen und Kräuter, mischt sich Fremdes und Vertrautes.
Damit ist der Hafengarten, initiiert von der Mainviertel Offenbach GmbH & Co. KG in Kooperation mit dem Projekt »Besser leben in Offenbach«, eines der jüngsten Projekte, die aus dem Hafenareal, einem ehemals »geschlossenen Gebiet«, das gemacht haben, was es heute ist: Eine große Spiel- und Experimentierwiese, auf der man sich begegnet, auf der es grünt, auf der Zukunft erprobt werden kann. Die große Vision, die Stadt, die über Hundert Jahre vom Wasser getrennt war, wieder an ihren Fluss zurück zu führen, wird Realität.

Ein neuer Stadtteil entsteht

Schon im Winter dieses Jahres werden die ersten neuen Nachbarn einziehen. Die Hafenschule kommt, die ersten Parkanlagen grünen und der Hafen2 hat sich in seinem neuen Zuhause eingelebt. 

Stadtplanerisch eine riesige Herausforderung, denn gefühlt war der Hafen lange Zeit Meilen von der Innenstadt entfernt. Eine Distanz, die sich aufgehoben hat. Eine, an die man sich schwer erinnert, wenn man die neue Hafentreppe besucht: Sonne, Eis, Fußzehen im Fluss – fühlt sich nach Leben am Wasser an.

Dass der Hafen einem immer näher rückte, liegt aber auch daran, dass viele engagierte Bürger und die Stadt in den letzten Jahren zahlreiche und spannende Projekte initiiert haben, die die Annäherung von Stadt und Fluss erlebbar machen. Manche - wie das »Festival der jungen Talente« - sind temporär und andere - wie der Hafen 2, der Boxclub oder der Beachclub -  sind zu einem unverzichtbaren Stück des Offenbach Feelings geworden.

Wie wichtig solche Begegnungsräume sind, um einen einst unzugänglichen Ort erlebbar zu machen, beweist ganz aktuell der Hafengarten. Sabine Süßmann, die Projektleiterin von »Besser leben in Offenbach« und zuständig für die Umsetzung, erzählt von der großen Vielfalt unter den Gärtnern: »Der Hafengarten wird von rund 120 Parteien genutzt. Hier pflanzt die Großfamilie aus dem Nordend neben den beiden HfG Studenten, das junge Paar aus der Innenstadt neben der Wohngemeinschaft. Spannend ist auch, dass Menschen aus mehr als zehn Herkunftsländern den Garten nutzen, von Bengalen über Griechen, von Holländern bis zu Japanern. Viele kommen aus dem Nordend, wir haben jedoch auch Gärtner aus anderen Vierteln und sogar ein paar Einheiten aus Frankfurt. Soviel zum Thema Begegnungsstätte«, so Sabine Süßmann.

Die Stadt ist im Wandel

Das Prinzip könnte einfacher nicht sein: Vorbeikommen, pflanzen, pflegen, hegen, ernten. So simpel, wie es erstmals klingt, ist es für viele nicht. »Genau dort entstehen die schönsten Momente im Hafen Garten: Die Familie Bati, die schon in Pakistan immer eigenen Anbau betrieben hat, hilft den jungen Studenten nebenan mit Rat und »Man gibt sich gegenseitig Tipps und rückt dabei, ohne es zu merken, ein Stück näher«, sagt Sabine Süßmann, die selbst von dem großen Ansturm auf den Hafengarten überrascht ist: »Schon im Vorfeld haben sich rund 100 Leute gemeldet. Wir haben am 15.05. direkt mit ca. 80 Leuten im Hafengarten gestartet. Aktuell sind es, wie gesagt, ca. 120 Parteien.«

Das Nordend hat sich solch eine Grünfläche auch wirklich verdient! Die Stadt ist im Wandel, das ist wahrscheinlich nirgends so gut spürbar wie am Hafen. Dort wo einst Silos, Öl und Schweiß den Geruchs- und Augensinn stimulierten, entsteht jetzt ein spannendes Stück Zukunft.

Als Wächter einer vergangenen Zeit freut sich »blaue Riese« über den schönen Duft der Gegenwart. Die duftet nämlich herrlich nach zarten Blättern und exotischen Gewächsen. Das passt auch irgendwie zu einem Kran im Ruhestand.


HAFENGARTEN

HAFEN 6
63067 OFFENBACH