Peter Heßler – Art Director, Verleger, Berater & Offenbacher Kreativdenker
“Das hier ist der wichtigste Raum. Hier wird gearbeitet, gelebt, Musik gehört und mit Freunden diniert“ sagt Peter Heßler, während er die Aussicht aus den Fenstern seines Arbeitszimmers in den Garten genießt. An zwei Wänden stehen Bücherregale mit Titeln zu Architektur, Typografie, Design, Illustration, Fotografie und natürlich auch zu Wein, Kochen und Tischkultur. Gegenüber wird die CD-Sammlung prominent präsentiert, Jazz, Blues, Rock, Oper und Klassik dominieren die Auswahl.
Fast schon versteckt in einer Nische hängen immerhin noch zwei von den zahllosen Auszeichnungen, die er in den langen Jahren in der Werbebranche für seine Arbeiten für Kunden wie die FAZ, die Messe Frankfurt, die Deutsche Bahn, den ABB, Decor Walther oder auch PricewaterhouseCoopers erhalten hat. Dazu gehören so renommierte Preise wie der des Art Directors Club New York, der Golden Award of Montreux, der des The New York Festivals, sowie des Deutschen Designer Clubs.
Für die Kunden war das immer wichtiger als für ihn selbst. Er weiß, dass er gute Arbeit macht. Fundiert, mit viel Recherche und dem Nachdenken über den Kunden und sein Produkt, denn reine Dekoration ist nicht sein Thema. Gute Werbung schreit nicht. Sie fasziniert.
Seine Agenturen hatte Peter Heßler eigentlich immer in Frankfurt, obwohl er in Offenbach geboren und aufgewachsen ist. Dass ein großer Kunde damals den Weg in die kleine Nachbarstadt auf sich nimmt, war schlicht undenkbar. So groß waren die Vorurteile gegenüber Offenbach, dass der Kreative seine Herkunft gezielt als Gesprächseröffnung einsetzte, damit provozierte. Denn der schlechte Ruf seiner Heimatstadt war legendär: Arbeiterstadt mit hohem Migrationsanteil und zu vielen Wettbüros war noch die harmloseste Meinung.
2004 zog ihn die Liebe dann doch wieder zurück nach Offenbach. In der Heyne-Fabrik verwirklichte er seinen Traum vom Leben und Arbeiten im Loft nach New Yorker Vorbild. Und bald schon, wurde an ihn der Wunsch herangetragen, etwas für das Offenbacher Image zu unternehmen, die Stadt neu zu positionieren. Das traf einerseits auf offene Ohren, denn deren „Bad Image“ hatte er noch nie verstanden. Andererseits hatte er – natürlich – seine eigenen Vorstellungen, wie das zu machen sei: für ihn besteht der Reichtum Offenbachs in den Menschen.
Das war die Geburtsstunde von Respekt OF. Sein Magazin beleuchtete auf über 100 Seiten, was Respekt verdient in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Sport. Tagespolitik und Society-Klatsch werden dabei bewusst gemieden. Es porträtiert Leute, die etwas bewegen und sich engagieren für ihre Stadt, die man kennt oder die im Verborgenen agieren. Sein Blick ist immer persönlich, erzählt von den Menschen, ihrem Leben und ihren Interessen, von ehemaligen Fußballprofis und berühmten Schauspielerinnen oder auch einem ganzen Tag im Stadtkrankenhaus (heute Sana-Klinikum). Das Magazin war schnell ein großer Erfolg, die Auflage von 5000 Exemplaren regelmäßig ausverkauft und sicher auch ein Grund dafür, dass sich die Meinung über Frankfurts kleine Schwester in den letzten Jahren so sehr geändert hat.
Die Liebe zu den Offenbachern ist in jeder Seite lesbar, er schätzt ihre Offenheit, Liberalität und Bodenständigkeit ohne jede Arroganz. Mit dem Schreibwettbewerb „Quo Vadis“ gibt er 2017 jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Plattform für ihre Lebensgeschichten.
Auch wenn sich Peter Heßler generell mehr Unterstützung und Wertschätzung für die kulturelle Arbeit in Offenbach wünscht, hängt sein Herz noch immer an seiner Stadt und ihren Menschen. Denn Offenbach ist immer in Bewegung, hier ist immer was los, es gibt viele interessante Kulturinitiativen mit viel Herzblut.
Nur das mit der Provokation durch seinen Geburtsort, dass funktioniert nicht mehr so gut, denn inzwischen ist die Resonanz eher positiv und sogar mit etwas Neid verbunden. Schließlich gilt Offenbach heute schon fast als das Brooklyn am Main: nicht problemfrei aber mit Potential und coolen kreativen Leuten. Dafür ein Respekt, lieber Peter.
